Familienhilfe bei schwerer Erkrankung und in der Trauer

Die Beratung und Begleitung betroffener Kinder, Jugendlicher, Erwachsener sowie der gesamten Familie stellt eine ergänzende Möglichkeit dar, parallel zu anderen Therapiemaßnahmen zu unterstützen.

Hervorzuheben ist weiter, dass in Anlehnung an das mittlerweile anerkannte und vielfach angewandte KOMMA (Kommunikation mit Angehörigen)- Projekt auch der Unterstützungsbedarf der Angehörigen wahrgenommen wird.

Eine Krebserkrankung sowie andere, lebensbedrohliche Erkrankungen stellen eine große Krise im Leben des Betroffenen und seinen Angehörigen dar. Besonders erschwert wird diese Diagnose durch den Umstand, wenn es sich um einen jüngeren Betroffenen handelt, der im Familienalltag steckt und Kinder großzieht.

Für die Betroffenen beginnt mit der Diagnose ein ganz neuer, ungewisser Abschnitt im Leben: Engmaschig getaktete Diagnostik und Therapien werden geplant, Operationen können notwendig werden. Das Zeitfenster für die komplexe Behandlung umfasst meistens Monate, manchmal sogar Jahre. Dies ist sowohl körperlich als auch psychisch eine enorme Belastung für den Betroffenen.

Die Angehörigen sind aber ebenfalls stark belastet von so einer Diagnose. Krebs ist auch heute noch ein Tabuthema, so dass die betroffene Familie häufig in eine Isolation und Sprachlosigkeit fällt.

Kinder fühlen sich noch einmal anders verunsichert: Die Eltern, die eigentlich den Schutzauftrag haben, können diese Aufgabe nicht mehr wie gewohnt ausführen. Die Kinder werden häufig fremdbetreut, sie fühlen eine Veränderung im emotionalen Verhalten der Eltern und ggf. auch der Großeltern.

Die Rolle eines jeden Familienmitglieds verschiebt sich; Aufgaben, die die Betroffenen bisher erledigt hat, werden nun vom anderen Elternteil übernommen.  Auch die Kinder versuchen, fremde Rollen zu übernehmen, um ihre Eltern zu entlasten. Dies kann zu einer Überforderung führen.

Die Kinder stellen häufig keine Fragen, aus Angst, die Eltern traurig zu machen oder zusätzlich mit ihren Sorgen zu belasten. Rückzug, Isolation oder aber Auflehnung sind oft die Folge.

Hier kann man durch behutsame Gespräche und dem Anbieten von Entlastungsmöglichkeiten die Familien unterstützen, ihre Ressourcen und Stärken aufzudecken und zu festigen. Dazu können Einzelbegleitungen durch Therapeuten und Psychologen beitragen. Der gestalterische Sektor, geleitet durch Kunsttherapeuten, stellt eine weitere Unterstützungsmöglichkeit dar.

Praktische Unterstützung erfahren die Familien durch den Einsatz von geschulten Familienpaten, die ehrenamtlich für den Verein tätig sind. Sie begleiten die Kinder in der Familie und entlasten dadurch die Eltern.

Verstirbt das Elternteil, gerät die Familie in einen Trauerprozess. Trauer ist keine Krankheit, sondern eine starke Wandlung im Leben. Während der Trauerbewältigung bzw. -verarbeitung kann es aber zum Stillstand auf dem Verarbeitungsweg kommen, was sich dann folglich zu einer Depression entwickeln kann.

Hinzu kommt, dass Trauernde häufig allein gelassen werden in dieser Situation, was auf das Unvermögen der Gesellschaft mit dem Umgang von schmerzlichen Situationen zurückzuführen ist. Trauer kann aber unverarbeitet krank machen.

Hier können ebenfalls das Erarbeiten von Entlastungsmechanismen und Anregungen in Form von Trauerbegleitung im Einzelgespräch oder in Gruppenform eine unterstützende Begleitung sein.

Zu den Zielen können zählen:

  • Ängste bewältigen
  • Zurechtfinden mit den körperlichen Veränderungen
  • Selbstwertgefühl stabilisieren und/oder verbessern
  • Sozialer Isolation entgegenwirken
  • Bewältigungsstrategien entwickeln
  • Zwischenmenschliche Probleme angehen und lösen

Das wichtigste Ziel ist, dass die erkrankten Betroffenen bzw. die Angehörigen spüren, dass sie in ihrer schwierigen Lebenssituation nicht allein sind, dass sie ihre Gedanken, Sorgen und Ängste haben und auch aussprechen dürfen. Dass es ein Gegenüber gibt, welches diese Gedanken aushalten kann, ohne verletzt zu werden oder zu (be)werten. Ängste, welche ausgesprochen werden, erscheinen weniger bedrohlich und öffnen dem Betroffenen Handlungsmöglichkeiten für die Entwicklung von Entlastungsmechanismen.

Auch in der Trauer können Impulse gegeben werden und eine bedürfnisorientierte Begleitung den Trauerprozess positiv beeinflussen. Der Verstorbene kann eingebettet werden in eine liebevolle Erinnerung. Das Verständnis für die eigene Trauer und den eigenen Weg kann erarbeitet und aufgebracht werden.

Durch Entlastung können sowohl die Betroffenen als auch die Angehörigen erfahren, dass es sogar in schwierigen Situationen Möglichkeiten und Wege gibt, das eigene Leben zu gestalten und positive Seiten herauszuarbeiten, um sich zu stärken und Resilienzen aufzubauen. Es fällt leichter, die Veränderung zu akzeptieren.

Für Kinder kann das aktive Verarbeiten der Krise durch Gespräche und Gestaltung einen präventiven Effekt haben. Rechtzeitig entlastet, können Kinder in dieser Krise wachsen und für ihren weiteren Lebensweg Selbstvertrauen und Stärke aufbauen.

Durch das an den jeweiligen Bedarf angepasste Angebot, können den Betroffenen und deren Familien folgende Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden:

  • Ressourcen- und lösungsstärkende, präventiv arbeitende Gruppen für Betroffene, Kinder und Angehörige
  • Begleitung der gesamten Familie in der Situation, in der das Versterben des Elternteils absehbar ist (FAREWELL)
  • Begleitung in Trauergruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
  • Einzelbegleitungen für Betroffene, Kinder, Jugendliche und die ganze Familie
  • Systemische Beratung in der Erkrankungszeit und in der Trauer
  • Trauergruppen für Eltern nach Kindsverlust
  • Gruppe für Trauernde nach Verlust eines Nahestehenden durch Suizid
  • Krisenintervention
  • Fachtage und Fortbildungen mit Schwerpunktthemen (ressourcenorientiert, präventiv, trauerbegleitend)

Überblick über Unterstützungsangebote

Zur besseren Übersicht haben wir ein Zeitstrahl-Schema über unsere Arbeit für Sie verfasst. Sie finden es hier: Zeitstrahl-Schema.

Zum Team gehören

unsere Fachkräfte aus unterschiedlichen Professionen der

  • Trauerbegleitung
  • Sozialpädagogik
  • Psychologie
  • Kunsttherapie
  • Sozialtherapie
  • Heilpädagogik
  • Pädagogische Fachkräfte

sowie unsere ehrenamtlichen Familienpaten.

Ansätze:

Therapeutische sowie kunstpädagogisch-therapeutische Methoden und Herangehensweisen nutzen besondere Wege, um Zugänge zum Ausdruck von Gefühlen, Empfindungen, Körperwahrnehmungen und Gedanken zu finden. Sie können sich entlastend, unterstützend, stabilisierend sowie stärkend auf die Entwicklung von Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden, auswirken.

Im Rahmen der jeweils speziellen Gruppen, können diese Raum für den Ausdruck eigener Gefühle, Gedanken und Fragen, aber auch Möglichkeiten zum Austausch mit ebenfalls Betroffenen finden. Jeder kann sich den eigenen Gefühlsthemen im Gespräch, im Zuhören oder aber schöpferisch annähern und diesen Ausdruck verleihen. Im Vordergrund der kunsttherapeutischen Begleitung steht z.B. das gemeinsame Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und das prozesshafte Erleben des eigenen schöpferischen Tuns. Das Gestalten ebenso wie das Gespräch wirkt dem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit entgegen, Kontrollzugänge werden somit gestärkt. Dies wiederum schafft Kompetenzen im Umgang mit sich selbst. Neue Handlungs- und Erfahrungsspielräume können entwickelt, erweitert und exemplarisch in weiteren Gestaltungen erprobt werden. Im Mittelpunkt steht hierbei die Entwicklung und Stärkung individueller Ressourcen und Fähigkeiten. Dabei sollen sich die Betroffenen in ihren Fähigkeiten, Fertigkeiten, Stärken sowie Möglichkeiten positiv erfahren und begleitet fühlen dürfen.

Ziel ist es, durch den eigenen (kreativen) Weg Veränderungen zuzulassen und zu akzeptieren, beispielsweise durch spontanes Malen, Wege und Möglichkeiten zu schaffen, die Krise durchzustehen und über sie hinauszuwachsen, indem der Betroffene lernt, seine jetzige Lebenssituation so qualitativ hochwertig wie möglich zu gestalten und seine Emotionen zu verarbeiten.

Durchführung:

Einzelbegleitungen: Nach Kontaktaufnahme durch die Betroffenen selbst oder einen Dritten ( z.B. Pflegepersonal, Ärzte, Schulen, Kindergartenleitung, Angehörige), wird die geeignete Begleitung (ressourcenorientierter oder kunsttherapeutischer Ansatz) koordiniert.

Gruppenbegleitung: Nach Kontaktaufnahme durch die Betroffenen selbst oder einen Dritten (z.B. Pflegepersonal, Ärzte, Schulen, Kindergartenleitung, Angehörige), wird die Teilnahme an der passenden Gruppe (ressourcenorientierter oder kunsttherapeutischer Ansatz) koordiniert. Die Dauer der Laufzeiten bestimmen die Teilnehmer selbst.

Das Bewusstsein für die belastende Situation, welche sich durch eine schwere Erkrankung und/oder durch das Versterben auf das gesamte Familiensystem legt, ist der wesentliche Kern unserer Arbeit.
Jeder Kontakt mit Betroffenen zieht den Blick auf alle Familienmitglieder nach sich und bedarfsorientiert wird mit ihnen nach den geeigneten Unterstützungsmöglichkeiten geschaut.
Dazu gehört die intensive Beratung im psychoonkologischen Kontext, ggf. die Palliativ- und Ethikberatung, Einzelsettings sowie die Angebote der Teilnahme an den entsprechenden Gruppen. Diese werden von qualifizierten Fachkräften mit dem Ziel der Ressourcenstärkung und Stabilisierung geleitet.
Es fehlt in unserer Gesellschaft der mutige Blick auf Lebenskrisen, wie sie eine schwere und unter Umständen lebenszeitverkürzende Erkrankung sowie das absehbare Versterben und der auf den Verlust folgende Trauerweg darstellen.
Familien werden großzügig unterstützt bei Lebensereignissen wie Schwangerschaft, Geburt, erste Lebensjahre, Kinderturnen etc., bleiben aber dann allein, wenn es durch eine Krise schwierig wird im Leben.
Wir möchten mit unserer institutionellen Arbeit den Blick genau dahin richten, ihn für die Gesellschaft schärfen und deutlich machen, dass die Betroffenen, welche sich häufig isoliert und überfordert fühlen, bei uns mit ihren Sorgen allumfänglich wahrgenommen und individuell unterstützt werden können. Dafür sorgen wir mit erfahrenen Mitarbeiterinnen, welche das Wohl des gesamten Familiengefüges stets im Fokus haben und die Entwicklung eng begleiten.
Die Einhaltung unseres Schutzkonzepts zum Wohl der Kinder und Jugendlichen sowie der Selbstverpflichtung zum verantwortungs- und respektvollen Umgang mit den Menschen sind selbstverständlich.

Ansprechpartner:
Dörthe Bräuner, Koordinatorin
Leena Molander, Koordinatorin

Finanzierung: Der gemeinnützige Verein finanziert sich durch Spenden.

Anerkannter Träger der freien Jugendhilfe gem.§ 75 SGB VIII

Mitglied im HPVSH und DER PARITÄTISCHE