Ein Thema, welches immer noch sehr unter dem „Deckmantel des Schweigens“ verschwindet, aber unbedingt in die Öffentlichkeit dringen sollte. Es braucht ein Bewusstsein für die vorliegende Situation, um rechtzeitig gegensteuern und vorhandene Unterstützungsmechanismen etablieren zu können.
Kern des Problems ist, dass Kinder und Jugendliche über das natürliche Hilfsbedürfnis hinaus häufig Aufgaben in der Pflege und Versorgung übernehmen, sobald Elternteile oder Geschwisterkinder schwer erkranken.
Aus einem kindlichen Gefallen heraus entwickelt sich schleichend eine Verpflichtung, die von beiden Seiten aus angetriggert wird.
Auf der einen Seite ist das erkrankte Familienmitglied, welches niedrigschwellig Unterstützung von seinem Kind erfährt, ohne die Scheu überwinden zu müssen, das soziale Netzwerk um Hilfe bitten zu müssen; auf der anderen Seite das Kind, welches es als seine Pflicht ansieht, der Mutter oder dem Vater eine zuverlässige Unterstützung zu sein. Eine verfahrene Situation, die für die Kinder und Jugendlichen nicht selten zu einer völlig Erschöpfung, zu sozialer Isolation und zu großen Schwierigkeiten in der Schule führt.
Aus Furcht und Scham entwickelt sich häufig ein familiäres Stillschweigen, nichts nach außen dringen zu lassen. Dies geschieht oft auch aus Angst vor Konsequenzen im Hinblick auf vermeintliche Eingriffe durch das Jugendamt. Die prekäre Situation wird lange verschwiegen.
Es muss verstärkt und genau hingeschaut werden, es sollten vorhandene Mechanismen greifen, welche beide Seiten, Kinder und Eltern, in dieser Extremsituation entlasten.
Hier sehen wir eine gesellschaftliche und politische Verantwortlichkeit, welche zur Zeit nicht ausreichend übernommen wird.